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Unter Wasser: Polizeitaucher Jens Reuter trainiert für besondere Einsätze
Polizeitaucher testen neues Unterwasserwerkzeug
Jens Reuter vom LAFP NRW ist unter anderem für die Polizeitaucher verantwortlich, die neues Unterwasserwerkzeug getestet haben.
Streife-Redaktion

Der Bohrer in Patrick Spieß‘ Händen wird schwerer und schwerer. Die Sicht wird immer schlechter. Damit er überhaupt noch ein wenig sieht, ist sein Kopf nur noch 20 Zentimeter vom Beton entfernt, den er durchbohrt. Der Polizeihauptkommissar leistet Knochenarbeit – unter Wasser.

Die lauten Geräusche übertönen alles um ihn herum und er ist voll auf seinen Einsatz konzentriert – denn Spieß bohrt gerade nicht in seinem Wohnzimmer oder auf irgendeiner Baustelle, sondern mehrere Meter tief unter Wasser. Erstmals probiert er das neue Unterwasserwerkzeug der Polizei NRW in der Wuppertalsperre aus. Doch das machen Spieß und die anderen Polizeitaucher nicht einfach so. Sie bereiten sich bei der Fortbildung Mitte Juni auf Einsätze im Wasser vor.

„Das ist eine ganz besondere Herausforderung“, sagt Spieß, der schon seit mehr als 32 Jahren taucht und seit 2007 als Polizeitaucher bei der Kreispolizeibehörde Wuppertal tätig ist.

Die Polizei bereitet sich auf unterschiedlichste Einsatzlagen vor. „Viele verschiedene Einsätze sind denkbar“, sagt Jens Reuter, der beim Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten (LAFP) der Polizei NRW für alle zentralen Fortbildungen im Bereich Technische Einsatzeinheiten (TEE) verantwortlich ist – und damit auch für die Polizeitaucher. Schrauben, Bohren, Flexen und Co.: All das kann auf die Polizeitaucher bei Einsätzen zukommen. Doch das gut acht Kilogramm schwere Spezialwerkzeug hat in der Praxis nur wenig mit dem Akkuschrauber oder Schlagbohrer aus dem heimischen Werkzeugkasten zu tun. „Ich muss zugeben, selbst ich habe mir das vorher anders vorgestellt. Das Gerät hatte viel mehr Kraft als erwartet“, sagt Spieß. Bevor es überhaupt losgeht, müssen die Taucher das Gerät einstellen, damit es dem großen Druck unter Wasser standhält.

„Man muss sich das so vorstellen, als ob man einen Fahrradreifen aufpustet“, sagt Spieß. Mit einer Druckpumpe werden die Werkzeuge auf den passenden Druck eingestellt, der sie unter Wasser erwartet, damit sie ihm standhalten. Dann geht es ab ins Wasser – mit einem mehrere Kilogramm schweren Gewicht. Der Schwebezustand, den man ansonsten unter Wasser fühlt, verschwindet damit schnell. „Das ist ein großer Kraftaufwand und dafür braucht es ein intensives Training“, so Reuter.

Doch nicht nur das Tauchen ist anders als sonst, sondern auch die Arbeit mit dem Gerät selbst. Das hat Spieß bei seinem Training in einem Unterwasser-Bauwerk selbst erlebt. Einfach bohren, bis die gewünschte Tiefe erreicht ist? So einfach ist das im Wasser nicht. Das Sediment, das ihm aus dem Betonblock entgegenkommt, vermischt sich mit dem Wasser und wird dadurch zu einer Art Klebstoff. Also muss der Polizeitaucher immer wieder an- und absetzen, um noch etwas in der dunklen Tiefe zu sehen, während ein zweiter Taucher das Ziel mit einer Taschenlampe anleuchtet. Gleichzeitig muss sich Spieß mit einer Hand festhalten, damit er sich nicht selbst vom Betonblock wegdrückt, während er sich gegen den Bohrer stemmt, um weiter in den Betonblock zu gelangen.

„Wir versuchen, uns so realistisch wie möglich vorzubereiten“, so Spieß. Nur so könne man gut auf das reagieren, was einen im Einsatz erwartet. Die neuen Unterwasserwerkzeuge tragen ihren Teil dazu bei. „Es ist toll, wenn man so professionelle Möglichkeiten hat. Mehr geht technisch im Moment nicht.“

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