Polizeiliche Kriminalstatistik 2024: Kriminalität sinkt - Weniger Raub und Diebstahl, mehr Körperverletzung und Cybercrime

Off
Off
Startklar für den nächsten Einsatz: Kriminalkommissarin Olivia Habermann in Detmold.
Polizeiliche Kriminalstatistik 2024: Kriminalität sinkt - Weniger Raub und Diebstahl, mehr Körperverletzung und Cybercrime
Minister Reul: Wir können den Menschen bei der Polizei, mit und ohne Uniform, für ihren Einsatz nie genug danken
PLZ
40217
Ministerium des Innern NRW
Ministerium des Innern NRW

Nach einem Anstieg der Fallzahlen in den beiden Vorjahren, ist die Kriminalität in Nordrhein-Westfalen um ein Prozent gesunken. Die Polizei hat im vergangenen Jahr knapp unter 1,4 Millionen Straftaten (1.398.652) erfasst. Insgesamt konnten 53,5 Prozent aller Fälle (747.780) aufgeklärt werden. Am Mittwoch, den 12. März 2025, hat Innenminister Herbert Reul die Polizeiliche Kriminalstatistik für das Jahr 2024 vorgestellt.

Innenminister Herbert Reul: „Die Kriminalität in Nordrhein-Westfalen ist zurückgegangen. Damit ist der steile Anstieg der Nach-Corona-Jahre erfolgreich ausgebremst: Trotz Europameisterschaft und trotz neuer Herausforderungen an allen Ecken und Enden. Im Jahr 2024 hat die Polizei geackert und wie immer eine gute Performance hingelegt. Wir können den Menschen bei der Polizei, mit und ohne Uniform, für ihren Einsatz nie genug danken. Sie alle sorgen dafür, dass Nordrhein-Westfalen sicher ist. In Zeiten, in denen unsere Demokratie vor großen Herausforderungen steht, ist unsere Polizei mehr denn je gefordert. Auf sie können wir uns verlassen.“

Die gesunkenen Fallzahlen sind insbesondere auf den Rückgang in den Bereichen Diebstahl insgesamt (- 1,3 Prozent; davon allein beim Ladendiebstahl - 5,1 Prozent), Raub (- 7,3 Prozent) und Waren- und Warenkreditbetrug (- 6,4 Prozent) zurückzuführen. Anstiege gab es in den Bereichen Wohnungseinbruch (+ 5,2 Prozent), Körperverletzung (+ 1,7 Prozent) sowie Cybercrime (+ 7,8 Prozent).

Insgesamt erfasste die Polizei im vergangenen Jahr 325.897 Opfer. Davon wurde etwa ein Prozent (3.172) bei einer Straftat schwer verletzt. 306 Menschen wurden getötet.

2024 wurden insgesamt 493.389 Tatverdächtige ermittelt (Straftaten mit ausländerrechtlichen Verstößen). Das waren 10.604 Tatverdächtige weniger als im Jahr 2023 (- 2,1 Prozent). Bei den Straftaten ohne ausländerrechtliche Verstöße waren es insgesamt 474.123 Tatverdächtige. Der Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger lag bei 35,6 Prozent (168.578).

In allen Altersgruppen ist die Anzahl der Tatverdächtigen im Vergleich zum Vorjahr gesunken. 99.984 Tatverdächtige waren unter 21 Jahre alt. Damit sank die Anzahl der unter 21-jährigen Tatverdächtigen um 7,4 Prozent. Bei gefährlicher und schwerer Körperverletzung ist ein Anstieg bei den tatverdächtigen Kindern (+ 8,5 Prozent) und Jugendlichen (+ 2,1 Prozent) im Vergleich zum Vorjahr festzustellen.

Gewaltkriminalität ist insgesamt um 0,4 Prozent gesunken. Hierzu zählen unter anderem Mord, Totschlag, Raub, gefährliche und schwere Körperverletzung sowie vereinzelte Sexualstraftaten. Rund 55.600 Delikte wurden hier erfasst. Drei von vier Fälle konnten aufgeklärt werden (41.752). Im Zehnjahresvergleich ist im Bereich Gewaltkriminalität ein Anstieg um 20 Prozent zu erkennen. Bei einem nichtdeutschen Bevölkerungsanteil von 16,1 Prozent entfallen 34,3 Prozent der Opfer sowie 41,8 Prozent der Tatverdächtigen von Gewaltdelikten auf diese Bevölkerungsgruppe.

Innenminister Herbert Reul: „Das ist die traurige Wasserstandsmeldung, wenn es darum geht, wie wir als Gesellschaft miteinander umgehen. Unsere Polizisten bekämpfen leider oft nur Symptome. Das, was an anderer Stelle nicht klappt – Erziehung, Schule, Integration ­­– landet am Ende bei der Polizei. Heißt auch, die Statistik spuckt aus, wie es um unsere Gesellschaft - um uns - steht.“

479 Fälle wurden registriert, die dem Deliktsbereich Mord und Totschlag und Tötung auf Verlangen zugeordnet wurden. 2024 wurden 180 Morde erfasst (2023: 154). In 124 Fällen blieb es bei dem Versuch. Insgesamt wurden 297 Fälle von Totschlag registriert (2023: 315). In 221 Fällen blieb es bei dem Versuch. Zwei Fälle wurden im Bereich Tötung auf Verlangen gezählt (2023: 1). 136 Menschen sind dabei ums Leben gekommen.

Die Aufklärungsquote lag im Berichtsjahr hier bei 93,1 Prozent. Von den insgesamt 674 ermittelten Tatverdächtigen hatten etwa die Hälfte (48,7 Prozent) keinen deutschen Pass.

Die Polizei hat mit 151.176 Körperverletzungen 1,7 Prozent mehr erfasst als im Vorjahr (148.605). Über 86 Prozent aller bekannt gewordenen Körperverletzungen konnten aufgeklärt werden.

Erneut ist ein Anstieg der Fälle zu erkennen, in denen ein Messer als Tatmittel eingesetzt bzw. damit gedroht wurde (tatortunabhängig). Mit 7.295 Fällen ein Plus um über 20 Prozent. Das Landeskriminalamt hat bereits im vergangenen Jahr eine umfassende Sonderauswertung zu Messergewalt im öffentlichen Raum ausgearbeitet, die derzeit mit den Daten des Jahres 2024 fortgeschrieben wird. Im Herbst 2024 hat die Polizei Nordrhein-Westfalen zur Eindämmung der Messergewalt einen Maßnahmenkatalog erstellt, der unter anderem Waffenverbotszonen, individuelle Waffentrageverbote und mobile Videobeobachtung beinhaltet. Jede Kreispolizeibehörde setzt lokal vor Ort eigenständig geeignete Maßnahmen um.

Innenminister Herbert Reul: „Unsere Polizeibehörden haben im Herbst damit begonnen die Maßnahmen gegen Messergewalt umzusetzen. Ich hoffe, dass wir im kommenden Jahr hier also erste positive Effekte sehen und diese Messergewalt eingedämmt bekommen. Ansonsten müssen wir nachsteuern.“

Mit rund 100.000 Ladendiebstählen wurden 5,1 Prozent weniger erfasst als im Jahr 2023. Mit rund 11.700 Raubdelikten wurden rund 7,3 Prozent weniger erfasst als 2023. Die Schadenssumme bei den Raubdelikten war mit 11,7 Millionen Euro geringer als im Vorjahr (14.730.853 Euro).

Die erfassten Taschendiebstähle stiegen geringfügig um 0,6 Prozent auf 39.757 Fälle an. Für das Berichtsjahr 2024 wurden rund 28.500 Wohnungseinbrüche gemeldet (+ 5,2 Prozent). 46,3 Prozent der Wohnungseinbrüche blieben unvollendet. Der Schaden insgesamt beläuft sich auf circa 126 Millionen Euro. Die bisher höchste Anzahl bei Wohnungseinbrüchen im Zehnjahresvergleich lag im Jahr 2015 bei rund 62.400 Fällen. 

Mit 30.600 Fällen wurden 5,8 Prozent weniger Sexualstraftaten erfasst als 2023 (32.463). Die Aufklärungsquote liegt mit rund 80 Prozent weiter auf einem hohen Niveau. Unter den Bereich der Sexualdelikte fallen neben Vergewaltigung, sexueller Übergriffe und Nötigung auch Delikte wie sexueller Missbrauch von Kindern sowie Kinderpornographie. In den beiden letztgenannten Bereichen wurde ein Rückgang der Zahlen erfasst.

Innenminister Herbert Reul: „Das ist das ernüchternde Hellfeld. Ganz viel findet im Verborgenen statt, wovon die Polizei nichts erfährt. Gerade im Bereich Kinderpornographie wünschte ich mir, dass wir uns jedes Jahr aufs Neue übertreffen könnten. Aber auch für die Polizei hat der Tag 24 Stunden und nur begrenzte Kapazitäten. Wir haben viele, große Fälle und kommen mit dem Abarbeiten trotz personeller Verstärkungen in den letzten Jahren kaum hinterher. Wir müssen und werden die Entwicklung und den Einsatz von Künstlicher Intelligenz weiter ausbauen. Das Allerwichtigste ist aber, dass wir die Kinder aus den Fängen ihrer Peiniger befreien. “

Häusliche Gewalt ist mit rund 61.400 erfassten Fällen um 1,9 Prozent gestiegen. 51 Menschen starben dabei. Unter Häusliche Gewalt fallen alle Formen körperlicher, sexueller oder psychischer Gewalt im innerfamiliären oder partnerschaftlichen Kontext. Das kann Körperverletzung, Bedrohung, Stalking oder auch Nötigung sein. Rund die Hälfte der insgesamt 66.754 Opfer lebten mit der tatverdächtigen Person in einem Haushalt.

Innenminister Herbert Reul: „183 Mütter, Töchter und auch Väter und Söhne sind pro Tag in Nordrhein-Westfalen Opfer von Häuslicher Gewalt geworden. Jede einzelne dieser Taten ist zu viel. Gerade im Bereich häuslicher Gewalt erfährt die Polizei von ganz Vielem nichts – Taten werden nicht angezeigt. Manchmal aus Angst, Scham oder falsch verstandener Loyalität. Melden Sie sich, wenn Sie vom Partner Gewalt erfahren. Trauen Sie sich. Nur dann kann sich auch etwas ändern. Wir unterstützen Sie dabei.“

10.084 Fälle von Widerstand gegen und tätlichen Angriff auf die Staatsgewalt und damit 162 Fälle mehr als im Vorjahr wurden erfasst (+ 1,6 Prozent). In rund 83,7 Prozent der Fälle von Widerstandshandlungen blieben die betroffenen Polizistinnen und Polizisten unverletzt.

Innenminister Herbert Reul: „Dieser Anstieg reiht sich ein in die Kategorie ‚den Respekt voreinander verloren‘. Jeder Aggression, jedem Hass und jeder Gewalt gegenüber unseren Polizistinnen und Polizisten, aber auch der Feuerwehr und Rettungsdienst gegenüber, werden wir weiter entschlossen entgegentreten. Denn die sind für uns alle auf der Straße, nehmen Gefahren für ihr Leben auf sich und sollten nichts Anderes erfahren als Dankbarkeit.“

Im Bereich Cybercrime hat die Polizei rund 22.800 Fälle und damit 7,8 Prozent mehr als im Vorjahr erfasst. Die Schadenssumme beläuft sich auf rund 32,5 Millionen Euro. Unter den Bereich Cybercrime fallen Straftaten wie Computersabotage, Computerbetrug oder Datenhehlerei. Hinzu kommen noch rund 35.300 Fälle sogenannter Auslandsstraftaten im Bereich Cybercrime. Hier liegt die erfasste Schadensumme bei rund 30 Millionen Euro.

 

PKS NRW 2024 Handout

PKS NRW 2024 Grafiken

weitere Informationen

In dringenden Fällen: Polizeinotruf 110